Anfang Mai fand im österreichischen Weinanbaugebiet Wachau der Weinfrühling Wachau 2023 statt. Jedes Jahr Anfang Mai öffnen die Winzer ihre Keller und präsentieren ihre neuesten Weine dem interessierten Publikum.
Hat man zuvor ein Bändchen gekauft, das 2023 30 € kostete, konnte man zwei Tage lang bei allen teilnehmenden Winzern die entsprechenden Weine und Schaumweine verkosten und den Bus- und Bahnverkehr kostenfrei nutzen. So konnte man zwischen den einzelnen Orten wechseln und das Auto daheim lassen.
Die Wachau erinnert landschaftlich an die Mosel, doch dann hört es auf mit den Gemeinsamkeiten. Während an der Mosel Schieferböden dominieren und mit für den einzigartigen Geschmack der Moselweine verantwortlich sind, sind hier Lehm, Löss- und Kalkböden anzutreffen. Auch Steilhänge findet man hier nicht. Die Rebstöcke sind allesamt auf angelegten Terrassen gepflanzt, was die Bewirtschaftung wesentlich vereinfacht.
Und noch einen ganz gewaltigen Unterschied gibt es: Die Weinlese in der Wachau fängt recht spät an. Häufig wird erst ab Mitte Oktober gelesen, frühestens geht es Ende September damit los. An der Mosel gabs solche Zeiten auch einmal, aber durch den Klimawandel hat sich das stark nach vorne verlagert.
Und noch etwas ist ganz auffällig. Weine mit wenig Alkohol sind in der Wachau schwer zu finden. Dort gelten 12 % Alkohol schon als wenig. Je mehr Alkohol, desto hochwertiger sind die Weine, oder sollen sie zumindest sein. 13,5 %, 14%, 14,5% – für Premiumweißweine in der Wachau alles andere als ungewöhnlich. So etwas wie einen trocken ausgebauten Riesling Kabinett mit 10,5 % Alkohol kennt man dort gar nicht. Süße Weine muß man dort ebenso mit der Lupe suchen und auch die haben dann so um die 12 % Alkohol.
Ich habe beim Weinfrühling an beiden Tagen zusammen 25 Weingüter besucht. Nur einige wenige möchte ich hier explizit vorstellen. Nicht alle Weine lösten bei mir Begeisterungsstürme aus. Bei manchem Winzer fragte ich mich durchaus, wer solche Weine mag, die dort angeboten wurden. Dennoch gab es für mich jede Menge positive Aha-Momente.
In Unterloiben, einem Ortsteil von Dürnstein, ist das Weingut Tegernseerhof unbedingt erwähnenswert.
Die Weine konnten auf ganzer Linie überzeugen, auch wenn gerade die aktuellen Smaragd-Jahrgänge nicht unbedingt alle ganz günstig sind. Dazu kommt ein sehr freundlicher Winzer, von dem man auch viel über die Weine, die Lagen und den Weinbau in der Wachau erfahren kann. In Deutschland bekommt man Weine vom Weingut Tegernseerhof u.a. bei HAWESKO.
Auch zu Gast beim Weingut Tegernseerhof war die britische Sektmanufaktur Hambledon Vineyard. Ich sag mal so: Großer Respekt, was da auf der Insel produziert wird. In Deutschland sind die Produkte nur schwer zu bekommen und mit umgerechnet 65 – 90 € je Flasche auch nicht gerade billig. Da hat auch der Brexit mit zu tun. Ich war jedenfalls durchaus begeistert und wer die Gelegenheit hat diese Schaumweine zu verkosten, der sollte das auf jeden Fall tun. Die Rebflächen von Hambledon Vineyard liegen übrigens nur rund 100 Kilometer von der Champagne entfernt.
Aber das macht solche Veranstaltungen aus, dieses über den Glasrand schauen, neues kennenlernen und somit seinen persönlichen Horizont erweitern.
In Dürnstein besuchte ich die Domäne Wachau. Eine Domäne ist so etwas wie bei uns eine Winzergenossenschaft. Die Domäne Wachau dürfte aber auch qualitativ weit über den meisten deutschen Winzergenossenschaften liegen. Sorry, das muß man auch mal zugeben. Hier kann man übrigens auch Kellerführungen buchen. Eine solche steht bei mir noch an und darüber wird dann zu gegebener Zeit berichtet. Preislich findet man bei der Domäne Wachau von sehr günstig (für Wachauer und Österreicher Verhältnisse) bis höherpreisig recht viel. Eine große Vinothek lädt zum Shoppen ein. Ich habe nur verkostet und war wirklich sehr zufrieden mit dem was ich im Glas hatte. Besonders interessant war eine Riesling Spätlese aus 1973. Kann man übrigens für 120 € je 0,7 ltr.-Flasche immer noch bei der Domäne Wachau erwerben. Durch die großen Flächen in verschiedensten Gegenden der Wachau lassen sich so Weine machen, die ihren lokalen Charakter behalten und die Vielfalt der Lagen innerhalb der Wachau gut zum Ausdruck bringen können.
In Deutschland gibt es die große Vielfalt der Weine der Domäne Wachau auch zu kaufen, z.B. im HAWESKO-Onlineshop. Das erspart die hohen Versandkosten aus Österreich.
Nur wenige Meter von der Domäne Wachau entfernt, liegt das Bioweingut Schmidl. Tolle Grüne Veltliner und Rieslinge konnte ich dort verkosten, die preislich recht fair angeboten werden. Wer in der Nähe ist, sollte da ruhig vorbeischauen.
In Wösendorf konnten mich die Weine des Weinguts Erich Machherndl absolut begeistern. Leider sind die in Deutschland nur schwer zu bekommen. Laut Webseite des Winzers gibt es nur wenige lokale Händler in Deutschland, die die Weine vertreiben. Aber egal ob Riesling oder Grüner Veltliner – sie alle konnten mich überzeugen. Tolle Weine, die den typischen Wachau-Stil sehr gut widerspiegeln. Gerne mehr von solchen Weinen!
In Spitz konnten mich mehrere Weingüter begeistern. Zum einen das Weingut FJ Gritsch Mauritiushof.
Die Weine des Weingutes sind schon zu einem großen Teil etwas höherpreisig, die Qualität stimmt hier aber und die Weine sind ihr Geld wert. Wer hochwertige Weine sucht, wird hier in Spitz fündig. Mir persönlich hat der Riesling vom 1000-Eimerberg sehr gut geschmeckt, der mit 17,50 € noch zu den günstigeren Weinen des Weingutes zählt. Ich muß aber dazu sagen, daß ich bei meinen Verkostungen allgemein auf die Smaragd-Weine verzichtet habe, da die allesamt 13 % und mehr an Alkohol haben und ich solche vergleichbaren schweren Weißweine nicht in diesem Umfang verkosten wollte, da ich persönlich sowieso leichtere Weine bevorzuge.
Eher klein und unbekannt ist das Weingut Lechner in Spitz an der Donau. Doch die Weine dieses kleinen Familienbetriebes haben mich begeistert.
Alle von mir verkosteten Weine haben mich überzeugen können. Da zeigt sich wieder, daß man häufig auch abseits der großen Namen einer Weinbauregion richtig tolle Weine finden kann. Falls ihr die Weine irgendwo bekommt oder verkosten könnt, ruhig machen. Lohnt sich meiner Meinung nach wirklich.
Wer nach Weißenkirchen kommt, der sollte unbedingt beim Weingut Ferdl Denk und in seinem Heurigen vorbeischauen. Aber Obacht, in Weißenkirchen gibt es mehrere Weingüter Denk, also genau schauen bei wem man dann landet. Bei Ferdl Denk habe ich den wohl besten Riesling (Ried Buschenberg) an diesem Wochenende verkostet. Dazu findet man hier sehr faire Preise. Ferdl Denk – meines Erachtens ein Winzer, dessen Namen (und Weine) man sich unbedingt merken sollte.
Fazit: Die Weine der Wachau sind durchaus „speziell“, gerade was die Alkoholwerte angeht. Dennoch finden sich hier tolle Weine, die man unbedingt mal probiert haben sollte. Einen interessanten Überblick konnte ich an diesem Wochenende in der Wachau gewinnen. Und genau dafür sind solche Veranstaltungen gemacht, die es ebenso in anderen Weinanbaugebieten, auch in Deutschland, gibt. Um eine Weinbauregion und ihre Weinvielfalt kennenzulernen, ist so eine Veranstaltung also ideal.