Alljährlich am Wochenende nach Pfingsten veranstalten die Moseljünger e.V. eine große Weinprobe namens Mythos Mosel. Die Veranstaltung findet, jährlich wechselnd, in einem anderen Teil des Moselgebiets statt. Ca. 30 Winzer fungieren als Gastgeber und haben zugleich noch drei weitere Winzer bei sich zu Gast. So kann man Weine und Schaumweine von ca. 120 Winzern an zwei Tagen verkosten.
Die Teilnahme an Mythos Mosel kostete für beide Tage zusammen 65 €. Der Buspendelverkehr zwischen den einzelnen Orten war dabei schon inklusive. Somit kann man auf das eigene Auto verzichten und den Wein mit ruhigem Gewissen probieren.
Veranstaltungen wie Mythos Mosel sind eine tolle Gelegenheit einen Querschnitt der zahlreichen Weine einer bestimmten Region kennenzulernen.
Die Mosel ist bekannt für ihre restsüssen Weine. Speziell die Kabinett-Weine erleben in den letzten Jahren einen großen Hype. Vor Ort waren „Kabis“ aber schon immer gerne getrunken. Leichte und frische Weine mit wenig Alkohol, während die Säure gleichzeitig die Süße abpuffert und dafür sorgt, daß der Wein nicht klebrig süß wirkt. Außerhalb von Mosel, Saar und Ruwer gibt es diese Art von Weinen nur selten. Im Rheingau kann man solche Weine noch ab und an finden, dann hört es aber schon auf. Bei mir stand daher auch die Verkostung von Kabis und Spätlesen im Vordergrund, bei den trockenen Weinen habe ich mich etwas zurückgehalten.
Alle verkosteten Weine hier vorzustellen, würde doch etwas zu umfangreich ausfallen. Es waren einfach zu viele. Hier jedoch meine persönlichen Highlights am Wochenende. Da die Geschmäcker natürlich verschieden sind, sieht manch ein anderer Mythos Mosel-Teilnehmer das vielleicht etwas anders. Die Reihenfolge der Auflistung hat keine weitere Bedeutung.
Persönliche Highlights bei Mythos Mosel 2024:
Saarweingut Weber Brüder
Die beiden Brüder haben klein angefangen, machen aber inzwischen wirklich große Weine. Mit 4 ha Anbaufläche, die im Nebenerwerb bewirtschaftet werden, waren sie eines der kleineren Weingüter bei Mythos Mosel. Ihr Weine haben mich aber sehr überrascht. Im Glas hatte ich:
2021er Diabas Krettnacher Altenberg Riesling halbtrocken
2021er Aphrodite Riesling Gutswein feinherb
2021er Wiltinger Klosterberg Riesling Kabinett süß
Alle drei Weine konnten voll und ganz überzeugen. Die Säure ist überall perfekt eingebunden, die Aromen und Extrakte kommen schön zur Geltung und man müsste wohl sehr aufpassen, sonst ist so eine Flasche auch schnell leer. Die Weine bewegen sich preislich um die 10 – 12 € je Flasche und das ist sehr sehr fair, zumal wenn man die doch recht kleinen Mengen bedenkt, die die beiden Brüder auf die Flasche bringen.
Infos zum Weingut: https://www.weber-brueder.de/
Weingut Kees-Kieren
Das Graacher Weingut Kees-Kieren war für mich auch neu und zählte mit zu den Entdeckungen, für die sich die Anreise an die Mosel definitiv gelohnt hat. Zur Verkostung hatte ich im Glas:
2023er Graacher Himmelreich Riesling Kabinett feinherb
2023er Graacher Domprobst Riesling Spätlese feinherb
2023er Graacher Himmelreich Riesling Kabinett
2023er Graacher Himmelreich Riesling Spätlese**
Alle Weine konnten mich durch ihre Struktur, Leichtigkeit und die tolle Süße-Säure-Balance überzeugen. Zahlreiche Auszeichnungen und Bewertungen zeugen zudem von der hohen Qualität der Weine. Besonders die beiden Kabinett-Weine haben in mir einen neuen Fan gefunden. Bei Preisen von 9,60 € je Flasche macht man da gar nichts verkehrt. Im Gegenteil: man wundert sich, daß so tolle Weine noch immer so günstig zu bekommen sind.
Infos zum Weingut: https://kees-kieren.de/de
Weingut Christoph Eifel
Bei der Vielzahl der Winzer entlang von Mosel, Saar und Ruwer kann man natürlich nicht alle kennen. Und so kannte ich auch das Weingut von Christoph Eifel aus Trittenheim bisher nicht, den Wein-Plus 2021 zum Aufsteiger des Jahres kürte. Ich hatte mich bei der Verkostung hier auch auf die süsseren Weine konzentriert. So verkostete ich:
2023er Trittenheimer Apotheke Riesling Kabinett feinherb
2023er Trittenheimer Apotheke Riesling Kabinett
2023er Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett
2023er Trittenheimer Apotheke Riesling Spätlese -Alte Reben-
Nach der Verkostung wusste ich, worauf diese Auszeichnung von Wein-Plus begründet war. Alle Weine konnten durch ihre Leichtigkeit und Frische überzeugen. Die möglichen Zuckerwerte wurde immer recht gering gehalten, damit die Weine nicht so breit wirken. Die Säure puffert den Zucker schön ab. Diese Weine passen sehr gut zum Essen, können aber auch auf der Terrasse überzeugen. Der feinherbe Kabinett dürfte auch klassische Trocken-Trinker überzeugen. Ganz tolle Weine, die der Christoph Eifel da auf die Flasche bringt. Für mich ein Weingut, dessen Weine unbedingt noch in den Keller müssen. Wer bisher noch nichts von diesem Weingut probiert hat, sollte das nachholen. Preislich liegt man bei den Weinen zwischen 10 und 15 €.
Infos zum Weingut: https://weinguteifel.de/
Weingut Bollig²
Mit dem Weingut Bollig² der Brüder Lukas und Moritz Bollig hat es noch ein weiteres Weingut aus Trittenheim hier in diesen Beitrag geschafft. Erst 2020 gründeten die beiden ihr Weingut, konnten jedoch von Beginn an mit Weinen von sehr guter Qualität überzeugen. Insgesamt 16 ha bewirtschaften die Bollig-Brüder. Die Weine des Weinguts verkostete ich an jenem Wochenende ganz zum Schluß und auch eher zufällig als gezielt. Was mich da erwartete, war aber ein Feuerwerk von Aromatik, mineralischen Tönen und viel Trinkfluss.
Ich verkostete folgende Weine:
2023 Trittenheimer Riesling feinherb
2023 Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett
2023 Trittenheimer Apotheke Riesling – In den Sonnteilen –
Alle drei Weine, besonders aber die beiden aus Trittenheim, haben mich total abgeholt. Ein optimales Süße-Säure-Spiel, der feinherbe Riesling in einer Art, die auch manch Trocken-Trinker überzeugen dürfte, den persönlichen Geschmackshorizont etwas zu erweitern. Ganz toll auch: alle Lagenweine füllen die beiden Brüder auch als Magnum ab. Die Weine liegen in einer Preisrange von 9 – 16 € und sind damit wirklich sehr fair bepreist. Kann man also blind kaufen.
Infos zum Weingut: https://bollighoch2.de/
Rebenhof Johannes Schmitz
Das Ürziger Weingut dürfte vermutlich das bekannteste der fünf hier vorgestellten Weingüter sein. Bei Mythos Mosel verkostete ich
2022er Ürziger Würzgarten Urglück Riesling Kabinett – Auktionswein Bernkasteler Ring –
2020er Ürziger Würzgarten Urglück Riesling Spätlese
2023er Ürziger Würzgarten Urglück Riesling Spätlese
Der Unterschied zwischen den beiden Spätlesen war schon gewaltig. Die 2020er Spätlese ist gerade in einem echt tollen Trinkfenster und zeigt was Reifung mit Weinen alles machen kann. Das macht so megamäßig viel Spaß. Die Reben für diese Weine kommen übrigens auch aus einer Parzelle, die früher den Gebrüdern Rolf und Alfred Merkelbach gehörte. Während der Großteil ihrer Flächen nun vom Weingut Selbach-Oster gepflegt werden, ging die Urglück-Parzelle an den Rebenhof Schmitz.
Alles in allem bekommt man hier Weine von wirklich sehr hoher Qualität, die ihren Preis auf jeden Fall wert sind. Die Spätlesen liegen um die 19 € und das ist definitiv nicht zu viel dafür.
Infos zum Weingut: https://www.rebenhof-schmitz.de/
Und gab es auch Enttäuschungen?
Klar, gab es die. Aber zum Teil wäre es jammern auf hohem Niveau, zum anderen sind die Geschmäcker grundsätzlich verschieden. Daher gibts dazu keine Namen.
Es gab aber noch viel mehr Weingüter, deren Weine mir richtig gut gefallen haben. Seien es die Weine vom Hofgut Falkenstein, die Scharzhofberg-Kollektion der Bischöflichen Weingüter Trier, die Pet-Nats von Wwe. Thanisch Erben Müller-Burggraef usw. usw. Es waren einfach viel zu viele, die überzeugen konnten.
Aber einen Wunsch hätte ich noch an die Organisatoren von Mythos Mosel: es wäre schön, wenn die bekannten Weingüter, die jedes für sich schon eine gewaltige Strahlkraft besitzen nicht alle an zwei, drei Stellen konzentriert wären, sondern mehr auf die kleineren Weingüter verteilt anzutreffen sind. Es würde in vieler Hinsicht hilfreich sein.
Ansonsten freue ich mich auf Mythos Mosel 2025!